Autowelt KRITISCH

Dienstag, Juli 03, 2007

Wem die Futterglocke schlägt

Bis vor einigen Jahren noch milde belächelt und allenfalls mit Gleichgültigkeit registriert und toleriert, führten Kompakt-SUVs vom Schlage eines Toyota RAV4 oder Honda CR-V ein beschauliches Außenseiterleben im Bewusstsein der Deutschen. In letzter Zeit werden die Zeiten härter für solche Autos, angesichts der Diskussionen um den Klimawandel und die CO2-Emissionen. Und so würde man denken, dass die Spezialisten im Trend-hinterherlaufen, Volkswagen, mit ihrer neuesten Schöpfung, dem Tiguan, voll gegen die grüne Mauer rennen müssten; ganz zu schweigen von der hirnverbrannten Idee in einen unter dem Establishment bereits aufgeteilten Markt drängen zu wollen... - Oder?

Pawlows Erben

Weit gefehlt! Wieder einmal habe ich die pawlowschen Mechanismen unterschätzt, nach deren Pfeife die Fachpresse und der gemeine Deutsche zu tanzen scheinen. In einer groß angelegten PR-Aktion lädt VW die Journalisten zu Testfahrten mit dem Tiguan in Namibia ein um "zu zeigen, dass er auch für's Gelände geeignet ist". So gewann man die ersten Fürsprecher eines Fahrzeugs, das die sicheren Asphaltgefilde in der Käuferrealität nie verlassen wird (vgl. Urban-SUV als "kreative" Wortschöpfung des Entwicklungschefs). Schon glauben einige, dass damit alles geritzt sei, die Segmentführerschaft zu erringen, was angesichts der Ausstattungs- und Aufpreispolitik von VW "interessant" zu werden verspricht. Wie lächerlich dieser ganze Tanz ums Goldene Kalb anmutet, verrät uns ein Blick in den Pressespiegel.

Keinesfalls exotisch

Angefangen bei der mittlerweile zur VW-Postille verkommenen auto motor sport, erfährt man, dass der Tiguan trotz afrikanischem Umfeld "keinesfalls exotisch" wirkt (anders ausgedrückt: langweilig) und laut Entwicklungschef Hackenberg "viel emotionaler sein soll" als der Golf Plus - was wahrlich kein Kunststück wäre, andererseits aber auch kaum glaubwürdig ist, da es sich noch immer um einen VW handelt. Auch sind technische Lösungen verbaut (Bergabfahr-Assistent, Anfahrhilfsfunktion), die beim besten Willen nicht gebraucht werden, da das Haupteinsatzgebiet dieses Wagens - wie oben bereits angeschnitten - schließlich die Stadt sein wird. Förster und andere Leute mit tatsächlichem Bedarf für geländegängige Fahrzeuge im bezahlbaren Rahmen haben genügend Alternativen, die reiner und fokussierter sind, wie bespielsweise den Lada Niva oder diverse Suzuki. Gelenkt wird mit einer elektromechanischen Lenkung, damit das raue Terrain das Lenkrad nicht so sehr durchschüttelt (ein wahrhaft schrecklicher Gedanke, oder?) . Ich gehe jede Wette ein, dass in jedem anderen Fabrikat deshalb am "synthetischen Lenkgefühl" herumgemäkelt werden würde... - Aber wenn es nach der ams geht, so müsste der Toyota RAV4 schon jetzt einpacken.

Good man knows his limitations

Jürgen Pander vom Spiegel beschreibt die Anfang der 90er gescheiterten Gehversuche Volkswagens mit dem Golf Country und nimmt Bezug auf die Tatsache, dass dieser Konzern Trends somit allenfalls hinterherläuft, anstatt welche zu setzen. Mit Vorschusslorbeeren für den Tiguan hält er sich wohltuend zurück. Auch sein Kollege Jürgen Wolff von der SZ gibt sich bedeckt. Es fallen Worte wie "profan" und "Wortgeklingel" (angesichts der Fanale der VW-Marketingabteilung). Was aber beide Artikel verbindet, ist doch die Tatsache, dass es wenig zum neuen Tiguan zu sagen gibt, das man sich nicht selbst auch denken könnte. Somit stellt sich die Frage, warum man dann eine Meldung macht, wenn es doch nichts zu melden gibt? Aber die Futterglocke klingelte und die Hunde sabberten los, manche mehr, manche weniger.

Wozu?

Was ich bisher noch gar nicht gelesen habe, ist eine unverhohlene Kritik zu dem ganzen Unterfangen Tiguan. Hier in Deutschland meint doch eigentlich ein Großteil, dass man alles erfunden hätte, was mit Autos zu tun hat. Nur wieso setzen immer andere die Trends, auf die es jetzt ankommt? Umweltbewusste Konzepte wie der Hybrid (es sei dahingestellt, wie effektiv er wirklich ist); die Amerikaner rudern inzwischen wieder zurück und weg von ihrem SUV-Wahn, während die Deutschen jetzt richtig aufdrehen wollen damit - dabei immer schön mit dem Zeigefinger auf "die anderen" deutend, getreu der Devise "aber die haben doch auch" und "wir wollen auch mal".

Wer mit dem Finger auf andere deutet, zeigt dabei mit drei Fingern auf sich selbst.

Mittwoch, Juni 20, 2007

Landrover and the ESP

Die ams hat unlängst den Landrover Defender durch den Hütchenparcours gescheucht und bei Tempo 60 ist der Wagen dann beim berühmt-berüchtigten Elchtest umgekippt. Sofort wurde nach ESP gerufen - dem Ablassbrief der modernen Automobilindustrie - und alle stimmten fröhlich in die Litanei mit ein.

Dabei gehen mir gerade im Fall des Landrovers ein paar Dinge gehörig gegen den Strich. Denn dafür, dass der Wagen seit nun mehr über einem halben Jahrhundert gebaut wird, fällt es ziemlich spät auf, dass er leicht umkippt, wenn man bei schnellerer Fahrt abrupte Lenkbewegungen macht. Das war doch schon immer so und bei der gegebenen Fahrzeughöhe auch nicht anders zu erwarten. Das riecht schon förmlich nach Sensationsmache. Schließlich ist der Absatz dieser Fahrzeuge hierzulande nicht gerade berauschend und diejenigen, die sich so ein Auto kaufen, wie werden die wohl drauf sein?

Sie werden sicher nicht mit 60 durch die 30er-Zone rauschen und dabei Kindern ausweichen oder wie weiland irgendwelche Porschemitarbeiter im Cayenne die Landstraßen entlangbrettern. Wenn ihnen auf letzterer ein Reh in den Weg läuft - so what? "Alles, was unter die Stoßstange passt, wird mitgenommen" pflegte mein Fahrlehrer da zu sagen. Zu irgendwas muss die große Wattiefe doch gut sein... Landrover fährt man aus anderen Gründen als andere Autos mit Allradantrieb. Und in Eile wird man mit diesem Gefährt sowieso nie sein. Sonst sollte man mit moderneren Geländewagen und SUVs liebäugeln.

Also warum diese Aufregung?

ESP löst doch nicht das Problem, dass einiges schiefgelaufen ist, wenn man mit 60 km/h irgendwelchen spielenden Kindern ausweichen muss. Oder dass man zu schnell eine unübersichtliche Kurve nimmt. Oder zu dicht am Vordermann dranklebt. Oder dass es sowieso nie aktiv werden würde, da viele Leute beim geringsten Anflug von... von... - nennen wir es "Wetter" (sämtliche Arten von Niederschlag, Nebel usw.) sowieso so klein werden, dass sie mit Hut unter den Teppich stehen könnten. Angeblich denkt und lenkt ja der Mensch noch immer das Auto. Nur wo bleiben solche "humanistischen" Ansätze angesichts der Forderung nach dem elektronischen Overlord, der quasi die Unschuldsvermutung außer Kraft setzt und pauschal maßregelnd eingreift?

Donnerstag, April 26, 2007

Die Lücke, die keinem auffiel

Manchmal, in der Automobilindustrie jedoch mit steigender Tendenz, bekommt man Antworten auf Fragen, die keiner gestellt hat. Schon der selige 3er Kompakt von BMW war so eine Antwort. Man hackte der Limousine das Heck samt zweitem Paar Türen ab und versetzte die Hinterachse um ein Stück nach vorne. Schon war für die Hinterbänkler kein Platz mehr vorhanden, sofern die Vorderreihe nicht liliputanische Gene in sich trug. Irgendwie verkaufte sich das Teil trotzdem wie geschnitten Brot unter der Fraktion, die nun Mini und den 1er fährt.

Hier kommen wir nun zu dem Problem, das ich seit jeher im 1er sehe: Warum wurde der 3er Kompakt nicht weitergebaut? Schließlich unterscheidet er sich vom 1er nur in dem Punkt, dass er zwei Türen weniger hat. Die Schwächen sind jedoch haargenau dieselben. Da die meisten Kunden aus der Zielgruppe maximal zu zweit in diesem Auto unterwegs sein werden, lohnt sich die Existenz der Rückbank doch gar nicht. Den Platz, den man da einsparen könnte, würde dem Kofferraum zugute kommen, denn auch der ist eine Minimallösung.

Wahrscheinlich war man in der Chefetage von BMW der Meinung, dass zuviel Geld vorhanden war und irgendwie sinnlos verprasst werden musste. Also entwickelte man ein neues Auto in ein bestehendes Problem hinein und verkaufte es als Weltneuheit. Die Leute und die Fachpresse reagierten wie Pawlowsche Hunde und sabberten munter drauf los, anstatt sich zu überlegen, was an dem 1er nun so bahnbrechend sein soll. Wenn das mal nicht das aufwändigste und teuerste Facelift aller Zeiten war.

Nun kommt der 1er auch als Coupé und Cabrio. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll - ein bisschen fühle ich mich an die alten BMWs erinnert, die es vor der 3er-Reihe gab. Aber warum wurde der 1er nicht von Anfang an so konzipiert? Es liegt die Vermutung nahe, dass man befürchtete, damit dem Mini das Wasser abzugraben...

Mittwoch, April 18, 2007

Leute, fresst Scheiße,...

...denn Millionen von Fliegen können sich nicht irren. Betrachtet man das Kaufverhalten der Deutschen und die Elogen der deutschen Fachpresse angesichts VW, so trifft dieser Spruch voll ins Schwarze. Denn was man für all das viele Geld bei/mit VW geboten bekommt, das sucht schon seinesgleichen:

- Kapitale Motorschäden (Kältesprengung im Zylinderblock).
- Defekte Luftmengenmesser und Fensterheber (mittlerweile Klassiker).
- Eine Drosselklappe, die sich beim Abklemmen der Batterie wieder komplett verstellt und in Werkseinstellung zurückgeht (VW-Werkstätten haben wohl noch nie was von Backup gehört).
- Gesalzene Servicepreise und dreiste Lügen (z.B. wegen der Drosselklappe, O-Ton: "Die müssen wir tauschen, die ging jetzt zufällig auch kaputt nach der Inspektion...").
- Ach-so-moderne Direkteinspritzermotoren, die alle Super Plus saufen und so ihren marginalen Verbrauchsvorteil komplett verspielen, denn bei "Anal" und "Prell" gibt's ja nur noch den 100-Oktan-Schampus unter den Spritsorten...
- Primitivste Grundausstattung bei gleichzeitig hohem Gewicht.

Und das sind nur die offensichtlichsten und am weitesten bekannten Probleme und Ärgernisse. Die Dunkelziffer wird ungleich höher sein. Aber Hauptsache Premiumanspruch und dass ja die "gefühlte Qualität" stimmt. Ein paar ganz schlaue machen's jetzt ja so, dass sie sich Skodas anstatt VWs kaufen. Keine schlechte Idee eigentlich, denn so zahlen sie wenigstens nicht ganz so viel Geld für dieselben Schwächen...

Sonntag, Februar 04, 2007

Der neue Audi R8 - Blaues Blut oder Oligarchie à la nouveau-riche?

Nach der neulichen Trumpfkartenpartie der ams hat die Fachpresse endlich Gelegenheit bekommen tatsächliche Fahreindrücke mit dem neuen Audi R8 zu sammeln und ich versuche nun aus dem Sammelsurium einige Credi herauszuarbeiten. Mein Verdacht ist ja noch immer, dass man hier protziges Neureichen-Getue als blaues Blut angedreht bekommt...

"Zumindest bei den Stammtischwerten hat der R8 den Elfer im Griff"

Glaubt man der auto motor sport, so ist der R8 (mindestens) so "emotional" wie ein Porsche 911 (und dieser ist eigentlich bereits das Sinnbild für kühle deutsche Technokratie in Perfektion) und trotz seiner Fettleibigkeit - anderthalb Tonnen Lebendgewicht bei einem Mittelmotorsportwagen können nicht anders bezeichnet werden - flink wie eine Gazelle und "alles andere als ein Softie". Wenigstens sind sie von der Vorstellung abgerückt, dass der Audi in derselben Liga wie Ferrari spielen könnte (oder propagieren dies zumindest nicht mehr so offenherzig). Aber noch immer zieht der Audi den kürzeren, wenn er mit richtigen Sportwagen verglichen werden würde, hat sich doch die ams dieses Mal den einfachen 911 Carrera als Trumpfkartengegner ausgesucht - und wir alle wissen, dass schon ein Cayman S diesem gefährlich werden kann. Auch verwechselt man die vitrinenartig beleuchtete gläserne Motorabdeckung und die beim Anschalten der Zündung frenetisch zuckenden Zeiger mit Emotionen.

Zielsetzungen

Das Entwicklungsziel, den R8 im Hochgeschwindigkeitsbereich absolut beherrschbar zu machen, ist erreicht worden - darüber sind sich alle einig. Nur haben die wenigsten Tester auch Ahnung davon, womit diese erkauft werden musste. Beim aerodynamischen Setup steht der Konstrukteur immer vor demselben Dilemma: Downforce oder Zero-Lift? Ersteres erlaubt unverschämt hohe Kurvengeschwindigkeiten und absolute Kontrolle bei Lastwechseln, senkt aber gleichzeitig die Höchstgeschwindigkeit. Zweiteres gewährleistet Stabilität bei hohem Tempo, verlangt aber nach einer indirekteren Lenkgetriebeübersetzung und nimmt dem Wagen die Agilität in schnell aufeinander folgenden Kurven. Es sollte klar sein, was dem R8 somit angediehen wurde...

Beifahrer sind die besten Autofahrer

Hier gehen nun die Meinungen und Eindrücke allmählich auseinander. Die ams erkennt den Nachteil, den der Audi gegenüber dem Porsche hat, verschweigt aber, wie es dazu kommt. Die Jungs von Auto-News haben mal gar keinen blassen Schimmer von Autos, blasen aber irgendwelche todlangweiligen Fakten zur Technik und Produktion raus und halten das Handling für göttlich. Dummerweise haben sie bei dem Test ein Video gedreht und sich in absolut peinlicher Weise entlarvt (ziemlich verwackelt, weil ohne Stativ, Ausrufe vom Beifahrer und Kameramann wie bei der ersten Fahrt in einem Golf GTI als 15-jähriger - amateurhaft, gibt's auf youtube.com in Massen). Sie durften nämlich nur ein paar kleine Runden auf einem engen und mit Hütchen abgesteckten Parcours drehen, wo man weder den Wagen richtig ausfahren konnte noch sonst was, glaubten aber hinterher, alles gesehen zu haben und so liest sich der Bericht von ihnen auch.

Sprünge in einer makellosen Fassade

Die österreichische motorline.cc hält sich da lieber dezent bedeckt, ein Pluspunkt - denn worüber man nicht (qualifiziertes) sagen kann, darüber soll man schweigen. Stattdessen bekommt man bei ihnen eine insgesamt viel nüchternere Betrachtung des Themas. Schwächen werden deutlich: Quietschende Bremsen, spürbare Zugkraftunterbrechungen beim automatisierten Schaltgetriebe (nach wie vor ein Verbrechen am gepflegten Autofahren, sofern kein Getriebe von Ferrari verbaut wird), der von der deutschen Presse vielgepriesene Stauraum für bis zu zwei Golftaschen ist mit Vorsicht zu genießen und das Handschuhfach trägt seinen Namen einmal zu Recht...

Deutschland sucht das Supercar

Was lässt sich über den Motor sagen? Das hochdrehende Triebwerk, das auch im Audi RS4 Verwendung findet, glänzt mit einem weit nutzbaren Drehzahlband sowie einem sauberen Durcheilen selbigem. Was den Sound dieser Maschine angeht, wird er durchgängig als turbinenartig surrend beschrieben mit einem Hauch V8-Geboller - ein sehr inspirierendes Geräusch, es fehlt nur die besondere Note eines Porsche oder Ferrari. Oder anders ausgedrückt: Wenn der Audi ein Sänger wäre, dann hieße er Sasha - solide Stimme, gutes Repertoire von tief bis höher; ihn als schlecht zu bezeichnen wäre absolut lächerlich. Nur den Charakter eines Frank Sinatra oder Joe Cocker wird er nie haben. Dasselbe gilt letzten Endes für den Rest auch: Großartige Zutaten, makelloses Finish - doch ein Nachgeschmack - oder besser: kein Nachgeschmack, wegen der Sterilität, bleibt.

Sonntag, Januar 07, 2007

Längere TÜV-Intervalle für Neuwagen

Eben habe ich eine interessante Meldung auf SpiegelONLINE gefunden. Ein paar Koalitionspolitiker spielen mit dem Gedanken, neue Autos erst nach vier Jahren das erste Mal zum TÜV zu beordnern. Im Gegenzug möchte man bei älteren Fahrzeugen die Intervalle zwischen den technischen Überprüfungen sogar verkürzen. Auch soll eine Staffelung der Intervalllängen erfolgen. Anfangs als Neuwagen erst nach vier Jahren der erste Besuch beim TÜV, dann in drei Jahren wieder, dann in zwei und ab dem vierten Mal dann heißt es jährlich Stippvisite. In dem Artikel steht weiter: "Eine Neuausrichtung sollte aber die Kosten für den Kfz-Halter in der Gesamtlebensdauer seines Autos nicht erhöhen."

- Was heißt das konkret?

Gleich als allererstes wird wieder mal klar, dass Vater Staat dem Autofahrer noch mehr Geld aus der Tasche ziehen möchte, getreu dem Schema, das auch schon bei den Studiengebühren und der LKW-Maut erfolgreich angewendet wurde. Man "investiert", damit es allen besser geht und alles einfacher wird, am Ende zahlen trotzdem alle drauf. Auf diese Art möchte man dem Bürger nun ja auch die PKW-Maut "schmackhaft" machen, doch das steht noch auf einem anderen Blatt...

Interessant ist auch, was für weitere Konsequenzen aus diesen Neuregelungen erwachsen könnten. Längere Intervalle für Neuwagen bei gleichzeitiger zahnärztlicher Behandlung älterer Autos - für Besitzer letzterer ein ziemlich deutliches Zeichen: Lasst eure Kisten verschrotten! Kauft euch schöne neue, teure Autos - und am besten noch deutsche (und vom Staat subventionierte) Fabrikate! Gleichzeitig greift man der Automobilindustie noch weiter unter die Arme und erlöst sie von der äußerst unangenehmen Aufgabe, ihrer Kundschaft weiterhin verständlich machen zu müssen, warum die wahnsinnig teure Oberklasselimousine in den ersten zwei Jahren schon dieses und jenes Wehwehchen hat, für das es unter Umständen keine neue TÜV-Plakette gibt.

Bei so viel Dreistigkeit, da kann man nur noch den Kopf schütteln. Was ist aus dem Vorschlag von einst geworden, beim TÜV verstärkt auch die Elektronik zu überprüfen? Einigen Verantwortlichen war diese Idee gewiss zu unbequem...

Freitag, Dezember 15, 2006

Audi = Ferrari?

Heute morgen habe ich was bei auto motor sport gefunden, das derartig unsinnig war, dass ich nach wie vor noch nicht ganz sicher bin, was ich davon halten soll. Ist es erbärmlich, dreist, lächerlich oder doch einfach nur schamlos?

Die Rede ist vom "Fahrbericht" von Ferrari F430 und Audi R8. Wenn ich an dieser Stelle kurz einen Exkurs einfügen darf, der uns in die Welt des Music-Business führt, so denke ich an Casting-Shows, wo Retortenbands mit fingiertem Image, für sie geschriebenen Songs usw. startklar für die Charts gemacht werden. Gesichtslose bekommen da plötzlich ein Gesicht, Talentlose plötzlich Talent - alles wie gehabt, alles zur genüge bekannt. Wer hätte gedacht, dass diese Mentalität nun auch in der Welt der Automobile Fuß gefasst hat?

Frisch aus der Retorte

Ich kam mir vor wie bei Viva oder MTV als ich las, dass der Audi R8 von "Deutschlands meinungsbildender Automobilfachzeitschrift Nr. 1" promoted wurde wie die neue Platte von irgendeiner Castingband, die noch nicht auf dem Markt ist und daher noch nicht vor breitem Publikum gespielt werden darf. Man maßte sich da an, von Fahrleistungen und haste-nich-gesehen zu schwärmen, obwohl man nur als Beifahrer unterwegs sein durfte und sich außerdem nur auf die Werksangaben verlassen konnte. - Und wie wir alle wissen, sind letztere gerne geschönigt und teilweise unter unrealistischen Bedingungen gemessen (bergab mit Rückenwind, ohne Beifahrersitz - so Scherze halt). Trotzdem wird der Eindruck erweckt, dass es "nur" die Werksangaben seien und die "Wirklichkeit" da sicher zu den Erwartungen aufschließen wird... (Ganz bestimmt!)

Auf zur letzten Runde

Der Artikel ist in "Runden" aufgeteilt, in denen die einzelnen Bewertungskapitel kurz betrachtet werden und schon in Runde eins blieb mir fast das Frühstücksbrötchen im Halse stecken:
Wettkampfhistorie - nach der akribischen Aufzählung der Erfolge Ferraris in der Königsklasse des Motorsports wird dort dem Leser plötzlich der Eindruck vermittelt, dass fünf Audi-Siege in Le Mans mindestens genauso gut seien. Sprich, Audi ist plötzlich auch in derselben Liga wie blaublütige Automobilhersteller à la Ferrari, was zum Schluss hin auch offen und stolz verkündet wird. Das kommt ungefähr so ähnlich, wie wenn man Tokio Hotel von nun an in einem Atemzug mit Nirvana und Metallica nennen würde. Wem würde da nicht schlecht werden?

Wer ist Pininfarina?

Auch wird das Design über alle Maßen gelobt, dass man hinterher als unbedarfter Leser wohl glatt hätte denken könnte, dass so ein "Pininfarina" gegen diesen "Gott" de Silva ein vier Jahre altes Kind mit Wachsmalstiften sein muss. Dabei braucht man den R8 nur etwas länger anschauen und man bekommt den Eindruck, dass das ein in Richtung des Lamborghini Gallardo glorifizierter TT ist, der da steht. Oder dass der Gallardo eine TT-Diät gemacht hat...

Erweise Deinem Gegner stets Respekt

Nach diesen unverhohlenen Vorschusslorbeeren wird salbungsvoll von Respekt vor dem Gegner geredet - wo ist er denn bitte? Nach all den geradezu unverschämten Behauptungen, was ein Audi dieser Tage plötzlich alles sein soll, wo war da der Respekt für Ferrari? - Womit wir weg von der Musik und hin zum Boxen kommen. Da wird auch immer von Respekt gesprochen, ohne auch nur einen Anflug davon zu zeigen, da wird der Mund auch gerne voll genommen, um am Ende dann nach einem K.O. aus dem Ring zu schleichen. Aber da das Fazit schon vor dem noch folgenden Test bekanntgegeben wird, geht das "in Ordnung".

Abschließend fällt mir ein, dass ich so eine Frechheit das letzte Mal bei der AutoBILD gelesen habe. Da wurden ein Audi Quattro S1 (die straßenzugelassene Homologationsversion) und ein Ferrari F40 am Nürburgring "verglichen", ohne auch nur einen Zentimeter auf der Rennstrecke zu fahren. Stattdessen wurde man in Trumpfkarten-Manier mit Werten vom Datenblatt und Kommentaren auf Niveau von Unterstufenschülern gefüttert. - Ach nein, ich bin ja so ein Dummkopf! Die Fahrleistungen vom R8 sind ja noch nicht offiziell und so konnte man hier nicht einmal das erleben...

Dienstag, November 28, 2006

Über-GTIs

Heute stieß ich auf einen Vergleichstest bei AutoBILD.de, wo die Anabolikafraktion der Kompakten sich ein Stelldichein gab. Mit von der Partie waren Audi S3, BMW 130i, Ford Focus ST, Mazda 3 MPS, Opel Astra OPC und VW Golf R32.

Neutral, dabei doch untersteuernd

Der Tester Gerald Czajka bemerkt gleich zu Beginn, dass alle Kandidaten zu unkomfortabel sind für den Alltagsgebrauch. Und gibt auch recht bald zu erkennen, dass er vom Fachvokabular keine Ahnung hat. So wird das Fahrverhalten des S3 als "weitgehend neutral über alle vier Räder nach außen schiebend" beschrieben. Herrn Czajka ist wohl
nicht klar, dass neutrales Handling weder Über- noch Untersteuern bedeutet, wobei der Audi letzteres mehr als klar offenbart, da er ja nach außen schiebt...
Pluspunkt hier: Die Erwähnung des mickrigen Kofferraums, der dem Allradantrieb weichen musste - ein Manko (das auch dem R32 anzukreiden ist), das allerdings noch nie Erwähnung fand, wenn ich an andere Tests in anderen Zeitschriften denke. Es fällt außerdem das Wort "unterkühlt", was Audis doch recht treffend und lapidar umschreibt.

Beim Mazda sticht der Kommentar ins Auge, dass die Lenkung "stramm" und "seltsam zäh" sei. Nicht so seltsam wie dieser Kommentar, denke ich. Was soll man sich darunter denn vorstellen? Eine etwas präzisere Erklärung wäre nicht schlecht gewesen. Der Rest ist in Ordnung, weder über- noch untertrieben dargestellt. Dass 260 PS den Frontantrieb selbst mit Differentialsperre hoffnungslos überfordern, ist jedem einigermaßen wachen Verstand klar. Wieso hat Mazda keinen Allradantrieb verbaut?

Der BMW kommt gut weg, was Fahrleistungen angeht. Der alltägliche Nutzwert wird still unter den Teppich gekehrt - er existiert nämlich nicht. Ein kurzes Aufblitzen des Kritikpotentials dieses Autos: Die für Autobahnfahrten zu direkte Lenkung. Bis heute grüble ich darüber, was an diesem 1er denn ach so viel besser sein soll als am 3er Kompakt.

Wo ist der Kofferraum?

Kommen wir zum VW R32, der wohl am übelsten gefedert zu sein scheint. Aber wenn er ein Sportwagen sein soll (daher wohl das bockelharte Fahrwerk), wieso hat er dann keinen Sportmotor, der auch in oberen Drehzahlregionen noch Leistung bringt? Die alte VW-Krankheit... Komischerweise wird die Konstruktionsschwäche des zu kleinen Kofferraums hier nicht erwähnt, genausowenig wie schon beim 130i zuvor.

Ein wenig fehl am Platz wirkt der Focus ST schon, wie ein Messer bei einer Schießerei. Aber das ist nicht der Fehler des Autos und Abhilfe ist in Sicht, da der neue Focus RS schon in der Pipeline wartet.
Der Opel kriegt sein Fett ganz gut weg, da seine Fahrbarkeit wohl ein ziemlicher Brocken ist, der erst mal bewältigt werden will. Die hier genannten Kritikpunkte ziehen sich durch die gesamte Fachpresse (auch international), sodass sich durchaus das Bild deckt. Das Exterieur gefällt dem Tester gut, wie es auch gedacht war - anders als beim BMW (ohje), Audi und VW wurden außen vor gelassen (sehen halt aus wie Autos).

Zum Schluss vermisse ich, wie eigentlich immer, die Erwähnung der Spritsorte, welche sich die Leistungskanonen zu Gemüte führen. Nur dem Ford reicht Super ROZ 95, alle anderen genehmigen sich hochoktaniges Super Plus - autsch. Und man ist hinterher auch nicht unbedingt schlauer, sollte man sich im Vorfeld ernsthaft gefragt haben, welches Auto wohl am besten geeignet sei könnte um jeden Tag damit zu leben.

Montag, November 27, 2006

New Honda Legend

Allmählich haben die meisten Zeitschriften und Zeitungen den neuen Honda Legend getestet und es sind mal wieder erstaunliche Diskrepanzen bei Bewertungsdetails festzustellen, wo eigentlich keine sein dürften. Auch wird versucht, schlecht zu machen, wo immer auch nur möglich.

Billig anmutendes Plastik

Zum Beispiel glaubt Jürgen Wolff vom Focus, dass der Legend von der Seite und von hinten an eine Mercedes E-Klasse erinnert - aber klar doch! Auf jeder Seite sind zwei Türen und hinten gibt's rote Lampen und ein Nummernschild...
Dann stört ihn die "billig anmutende" Mittelkonsole. Auf Alumimium getrimmtes Plastik an dieser Stelle gibt es genauso im Mercedes SLR, um bei Vergleichen mit Mercedes zu bleiben, nur kostet der einige Legends mehr. Was wird da wohl mehr schmerzen?
Letzter Punkt: Der (bei der Presse
durchaus unübliche) Hinweis auf den gewaltigen Preisvorteil gegenüber der ausstattungsbereinigten deutschen Konkurrenz. Allerdings wird dieses positive Bild sofort wieder teilweise zunichte gemacht durch eine Anspielung auf den zu erwartenden Wertverlust. Hallo? Sind Autos nun ganz zum Wegwerfprodukt verkommen? Kauft man sich ab jetzt etwa jedes Jahr eine neue Oberklasselimousine? Ich denke, wer sich den Legend mal geleistet hat, gibt den nicht so schnell wieder her, ähnlich wie bei neueren Toyotas, die man gebraucht so gut wie nicht findet.

Sieht aus wie VW Phaeton oder BMW 7er

Tom Grünweg vom Spiegel findet im Äußeren ebenfalls "Anleihen" bei deutschen Limousinen: Nur will er im Legend zur Abwechslung einen Phaeton und einen 7er gesehen haben. Aha? Das neuartige Allradsystem SH-AWD und die Active Noise Cancelation finden positive Erwähnung. Gut.
Nur der Verbrauch schmeckt dem Tester dann zum Schluss im Fazit doch nicht. 11,9 Liter bei 295 PS, also nein... - Sei dazu doch wieder der VW Phaeton herbeigezogen: In der V6-Motorisierung nimmt dieser bei 50 PS und 200 ccm weniger fast dasselbe aus dem Benzintank (11,4l), wobei sich der Honda mit Super begnügt und der VW wie immer gleich zum Super Plus greift...

Schlechter Langsamfahrkomfort

Den Abschuss an negativer Werbung landet natürlich traditionsgemäß die auto motor sport. Im Laufe der Jahre wurde das "Abwatschen" der unliebsamen japanischen Konkurrenz gewiss verfeinert und subtilisiert, doch die schiere Unlust, Arroganz und stereotype Art zu testen bricht immer wieder durch, ist sozusagen wegweisendes Konzept.
Im Einzeltest wird dem Legend gutes Handling bescheinigt, nur um dieses gleich darauf damit zu schmälern, indem man am Langsamfahrkomfort herummäkelt - eine "Schwäche", die irgendwie keinem der bisherigen Tester ins Auge fiel. Auch pflegt die ams den mit Abstand rasantesten Fahrstil, der den Durchschnittsverbrauch auf durstige 13 Liter hochschraubt. In deutschen Autos hingegen wird mit dem "Elan" von Ms. Daisy's Chauffeur herumgegondelt... Der Patient wurde am Schluss gleich als Fall für die Ersatzbank diagnostiziert.

Abstimmungsbedürftig

Wer glaubt, dass das schon dreist war, dem sei der Vergleichstest mit E-Klasse, 5er-BMW und Audi A6 ans Herz gelegt. Jetzt legen die Tester der ams so richtig los. Vergessen das vorhin noch bescheinigte gute Handling, jetzt wird die Sache so dargestellt, dass der computergesteuerte Allradantrieb dem "geübten Fahrer" hineinpfuscht und ihn unnötigerweise verwirrt. - Also wirklich. Da sollte man sich als Tester dann schon fragen ob da nicht eher die eigenen Vorurteilsstrukturen das Fahrerlebnis versauen, der Allradantrieb kann's kaum sein. Schließlich haben's andere davor irgendwie auch geschafft damit auszukommen.
Jedenfalls gewinnt auf einmal der Mercedes den Handlingwettbewerb auf dem Nass-Parcours - wie bitte? Mercedes und Handling? Ganz was neues, wenn man mich fragt... Immerhin hat man inzwischen auch bei der ams erkannt, dass Audis mit ihren zu weit vorn montierten schweren Triebwerken "etwas" kopflastig zu fahren sind. Dann noch schnell nachgetreten bei den angeblich zu harten Dämpfern des Legend und schon wähnt man den Luxusliner aus dem Hause Honda im ungefährlichen Abseits. Bravo.

Neutralität?

Dabei kann es doch auch soviel anders laufen, wenn man ein neues Auto testet: Die Süddeutsche - wahrlich nicht der wertfreieste Vertreter in den Medien, kommt es zu lokalpatriotischen Themen - liefert einen weitgehend neutralen Artikel ab, der am Schluss sogar etwas Bedauern zum Audruck bringt, dass der neue Honda nicht die Chance bekommen wird, die er verdient hätte. Seltsamerweise stammt der Test wieder aus der Feder von Jürgen Wolff. Vielleicht muss man als Journalist eine multiple Persönlichkeit haben, vielleicht schreibt man auch nach dem Prinzip "Wessen Brot ich ess', dessen Lied ich sing'", vielleicht schreibt man aber auch nur sinngemäß Sachen von gleichkompetenten Kollegen in anderen Medien ab - man weiß es nicht.

Aus Liebe zum Automobil

Den jedoch mit Abstand am überzeugendsten und positivsten Eindruck vermittelt die österreichische motorline.cc. Dass da tatsächlich die Liebe zum Automobil diesen Artikel diktiert hat und nicht das eiskalte Promotionskalkül der strippenziehenden deutschen Automobilindustrie, zeigt sich in so vielen Kleinigkeiten. Beim Lenkrad zum Beispiel: In der deutschen Presse für altbacken gehalten, nennt man es hier "sympatisch" und erfährt nebenher, wie Honda-Cockpits der 80er aussahen. Den Vorwurf des Plagiats, den man als deutschsprachiges Medium offenbar irgendwie doch immer anbringen muss um Anerkennung zu finden, betitelt man charmant als "Hommage an andere etablierte Limousinen". In der blumigen österreichischen Art geht es weiter und man erfährt viele Dinge, die zu erwähnen eine deutsche "Fachzeitschrift" sich zu fein ist. Während sich die teutonischen Kollegen über den vergleichsweise späten Leistungsausbruch "wundern", stellt sich der Österreicher schon beim Anblick des V-TEC-Triebwerks auf hohe Drehzahlen ein. Soviel zu Erwartungshaltungen.

Langer Rede kurzer Sinn: Nur die Ösis geben dem Leser das Gefühl, dass der Honda Legend durch und durch das begehrenswerte Auto darstellt, das er in Wirklichkeit auch ist. Den anderen sei gesagt: Wenn man sich schon vor einem Test darauf einstellt und freut, dass der Proband einem nicht gefallen wird, dann sollte man das Testen lieber gleich lassen.

Samstag, September 30, 2006

Langzeit- & Gebrauchtwagentests

Über den Springerverlag und seine BILD-Erzeugnisse kann man sagen, was man will - was ich der AutoBild jedoch zugute halte, sind deren Dauer- und Gebrauchtwagentests.
Der Informationsgehalt ist hoch wie auch praktisch, auch finde ich die detaillierte Kostenaufschlüsselung sowie die komplette Demontage des Wagen im Werk nach dem Test sehr interessant. Schließlich werden dabei Dinge ans Tageslicht befördert, die man unter normalen Umständen nicht unbedingt erfahren würde/könnte:

Was wir schon immer geahnt hatten: Der VW Polo in der Dreizylindermotorisierung taugt nichts und verbraucht im Schnitt 8,7 Liter bei normalem Alltagsgebrauch durch verschiedene Fahrer. Wo bleiben da die ernsten und tadelnden Worte, die ein meinungsbildendes Blatt wie die ams bei ausländischen Produkten sofort finden würde?